Als Anton Afritsch 1908 die Kinderfreunde gründete, ging es ihm darum, arme Arbeiterkinder aus der grauen Stadt in die Natur zu bringen und mit ihnen zu wandern und zu singen. Die Kinderfreunde wurden damit schnell sehr erfolgreich, weil Arbeiterfamilien in furchtbaren Verhältnissen leben mussten und genau dieses Angebot brauchten. Arbeiterkinder hatten plötzlich die Chance, in ihrer Freizeit gemeinsam etwas zu tun, in die Natur zu gehen und vielleicht sogar im Sommer einmal auf ein Zeltlager zu fahren.
Nach einigen Jahren ergab sich aber ein Problem: Wandern und Singen unter Aufsicht von Erwachsenen ist für Arbeiterkinder schön und gut. Aber was ist mit denjenigen, die keine Kinder mehr sind? Die einige Jahre lang mit den Kinderfreunden unterwegs waren, jetzt aber langsam in einen anderen Lebensabschnitt hineinwachsen? An dieser Stelle tritt Anton Tesarek auf den Plan und gründet eine Jugendorganisation innerhalb der Kinderfreunde: Die Roten Falken. Die Falken (zu Beginn nur Burschen) sollten sich selbst ihre Aktivitäten organisieren, sollten den Gruppenleiter aus ihrer Mitte wählen, sie sollten sich mit Politik und den Ideen des Sozialismus beschäftigen. Ohne Erwachsene, die ihnen etwas vorkauen und ohne Kinder, die sie „mitschleppen“ müssen. Der Name „Rote Falken“ geht im Übrigen auf eine Erzählung von Maxim Gorki zurück. („Das Lied vom Falken“, 1895) Diese Idee war revolutionär und es dauerte nicht lange, bis die Roten Falken zu einer der größten Jugendorganisationen Österreichs heranwuchsen.